Ausländische Kleingewerbetreibende
Unternehmerschaft vor Ort
Neben den HR-Unternehmen gibt es im Ruhrgebiet eine wachsende Anzahl von ausländischen Kleingewerben. Diese ist im Vergleich zu 2016 um 23 Prozent gewachsen. So gibt es 2022 bereits 27.846 ausländische Mitbürger aus 152 Ländern, die sich im Ruhrgebiet eine eigene Existenz aufgebaut haben. Klassische Branchen für ausländische Kleingewerbe sind der Einzelhandel sowie die Gastronomie. Damit beleben die ausländischen Kleingewerbetreibenden nicht nur die Innenstädte, sondern bilden den Kern der Unternehmerschaft „vor Ort“.

Seit der letzten Erfassung 2016 ist die Zahl der ausländischen Kleingewerbetreibenden um 23 Prozent von 22.568 auf 27.846 angewachsen. Das stärkste Wachstum in den letzten sechs Jahren haben die syrischen KGT erfahren, ihre Anzahl im Ruhrgebiet hat sich nahezu verzwanzigfacht (2.438). Damit belegt Syrien den dritten Platz der Top 10 Herkunftsländer hinter der Türkei (7.523) und Polen (3.400), die weiterhin an der Spitze sind. Neben Syrien gibt es zwei weitere Neuzugänge in den Top 10: Der Irak (527) rückt auf Platz neun, gefolgt von Kosovo (470). Beide haben ihre Anzahl seit der letzten Studie mehr als verdoppelt.
Flüchtlingskrise und Balkanzuwanderung sorgen für anhaltendes Wachstum
Über 40 Prozent des Wachstums an neuen KGT im Ruhrgebiet geht auf den massiven Zufluss syrischer Kleingewerbetreibender zurück. Weitere 23 Prozent gehen auf ein starkes Wachstum unter türkischen KGT zurück, während 6 Prozent des Wachstums auf dem Anstieg unter irakischen Kleingewerben basieren. Der gewaltige Anstieg unter syrischen und irakischen KGT ist darauf zurückzuführen, dass wegen des anhaltenden Bürgerkriegs in Syrien fast 7 Millionen Menschen gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.
Der in der letzten Studie festgestellte Trend zur Einwanderung aus den damals neuen EU-Ostländern hat nachgelassen, ist aber zumindest im Fall von Rumänien (plus 18 Prozent/plus 200 KGT) sowie Bulgarien (plus 13 Prozent/plus 102 KGT) weiterhin hoch. Um 15 Prozent gesunken ist die Anzahl polnischer KGT, was vor allem auf einen Rückgang im Baugewerbe zurückzuführen ist.
Einen größeren Einfluss haben neu gegründete Kleingewerbe aus den Balkanländern, vor allem aus dem Kosovo (Wachstum 140 Prozent/plus 273 KGT) sowie Nordmazedonien (Wachstum 44 Prozent/plus 73 KGT) und Serbien (Wachstum 25 Prozent/plus 107 KGT).
Auch in der regionalen Verteilung gibt es interessante Clusterbildungen. So ist die große Mehrheit türkischer Kleingewerbe in Duisburg (1.839) und Nord Westfalen (1.636) tätig. Fast jedes dritte syrische Kleingewerbe ist im Mittleren Ruhrgebiet ansässig. An zweiter Stelle steht Essen (559). Eine weitere Auffälligkeit neben der Mehrheit ausländischer KGT in Essen sind Bulgarien und Griechenland. Beide sind mehrheitlich in Dortmund und Duisburg aktiv.
Regionale Verteilung über die Ballungsräume
Mit Blick auf die einzelnen IHK-Bezirke sind die meisten ausländischen KGT in der Region der IHK zu Essen angesiedelt (6.364). An zweiter Stelle folgt die IHK zu Dortmund (5.680). Im Vergleich zur letzten Studie ist die Anzahl ausländischer KGT in Nord Westfalen um 10 Prozent zurückgegangen, während Essen um 20 Prozent und Dortmund sogar um 26 Prozent gewachsen sind. Das stärkste Wachstum hat die IHK Mittleres Ruhrgebiet mit 60 Prozent zu verzeichnen.
Bei kommunaler Betrachtung liegt die Stadt Essen (4.028) weiterhin vor Duisburg (3.550), Dortmund (3.490) und Bochum (2.021). Jedoch kommen die Top 4 Städte nicht wie 2016 auf über 50 Prozent aller ausländischen KGT, sondern nur noch auf 42 Prozent.

Wie bereits 2016 ist die Anzahl der ausländischen Kleingewerbe im Handel, v. a. Einzelhandel, um 32 Prozent gewachsen. Damit ist jedes dritte KGT im Handel (8.878) tätig. Das Gast- (4.394) und Baugewerbe (4.174) sind ebenfalls erneut auf Platz 2 und 3. Vor allem das Gastgewerbe weist wahrscheinlich aufgrund der Pandemie ein geringeres Wachstum auf. Es folgen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (2.508) mit einem Wachstum von 37 Prozent. Auf dem fünften Platz ist Verkehr und Lagerei mit einem Wachstum von 172 Prozent.
Letztere Branche hat stark vom Zuwachs der syrischen KGT profitiert. So ist Syrien auf Platz 2 unter Transport-KGT und erster unter Kurierdienstleistern. Jedes zweite polnische Kleingewerbe ist im Baugewerbe aktiv, gefolgt von Rumänien (658) und Bulgarien (399). Mehr als jedes dritte griechische und italienische KGT ist in der Gastronomie beheimatet. Letztere wird jedoch weiterhin von der Türkei (1.222) angeführt.